Fallbeispiel: Reizdarm – Diagnose und Behandlung (36j)

Verdauungstrakt
Fallbeispiel einer Patientin, die seit vielen Jahren über Darmkrämpfe und geblähten Bauch klagte, häufig nach dem Essen. Zahlreiche Voruntersuchungen waren ergebnislos geblieben.

Die Situation der Patientin

36 jährige Patientin, seit vielen Jahren rezidivierende Darmkrämpfe, häufig nach dem Essen, häufig geblähter Bauch. Sie leide häufig an Verstopfung, habe eine Laktoseintoleranz. Selbst mit laktosefreien Milchprodukten keine durchgreifende Besserung. Alle Voruntersuchungen einschließlich Ultraschall, Magen-, Dickdarmspiegelung, Allergie-Tests, Lebensmittel seien unauffällig gewesen. Sie habe zwar berufliche Belastungen, aber nach einem eingehenden Gespräch hier in der Praxis keinerlei Hinweise für eine psychische Alteration. Durch die Bürotätigkeit komme sie eher weniger an die frische Luft. Sie esse eher ungeregelt, aber kaum Süßes und sei eine „Schnellesser-Schnellkauerin“.

Ergebnis der Untersuchung

Darm deutlich gebläht beim Tastbefund („Gasbauch“), Iliocoecalklappe (Blinddarmbereich) starker Druckschmerz (spricht immer für gestörte Funktion im Übergang Dünndarm-Dickdarm mit Fehlfunktion der Stuhlflora). Osteopathisch deutliche Verklebungen linker Dickdarmbogen mit Zwerchfell und Leberfehlstellung, blasses Hautkolorit (Frage Anämie).

Untersuchungen weiterführend:

  • Vollblutanalyse: Deutlicher Zink- und Magnesium-Mangel
  • Vitamin 25-0H D: 50 mmol/l (Norm optimaler Bereich  100 mmol/l)
  • Zonulin im Blut ( „leaky gut syndrome“): 33  (
  • Sekretorisches IGA  390 (Norm 510-2040 ug/ml):  gestörte verminderte Immunabwehr
  • Gluten-Antikörper im Stuhl leicht erhöht (= Glutensensibilisierung)
  • Verminderter Lacto-, Bifidobakterien-Anteil in der Stuhlflora

Andere Untersuchungen wie Calprotectin, ß-Defensin, Gallensäuren, Pankreaselastase  und andere: im Normbereich.

Ergebnis der Untersuchung

  • Offiziell „Reizdarm“. Spezieller: “leaky gut syndrome“ ( erhöhte Darmdurchlässigkeit)
  • reaktive Darmreizung mit Glutensensibilisierung (es liegt keine Zöliakie oder Sprue vor)
  • reaktive Immunabwehrstörung (sIGA vermindert)
  • reaktive gestörte Darmflora mit vermindertem  Anteil der  Milchsäurebakterien

Therapie:

  • 3 Wochen glutenfreie Ernährung,
  • keine Rohkost (Salat, Obst, Fruchtsäfte; Gärung wurde hierdurch vermieden), kein Kaffee, kein Alkohol.
  • Intensive Kauschulung
  • Individualisierte weiterführende Ernährungsberatung (Alternativen,  alltagstauglich!).
  • Vitamin D Substitution, Myrrinil intest Dragees, ß-D-Glycane Tabletten,  Probiotika Kapseln,
  • vorübergehende Vitaminsubstitution, Zink-, Magnesiumsubstitution.
  • Weiterleitung osteopathische Therapie besonders Bauchbereich.

Ergebnis der Behandlung – Bericht der Patientin:

Nach 4 Wochen durchgreifende Besserung der Beschwerden (nach Rücksprache haben wir insgesamt 6 Wochen glutenfreie Ernährung vereinbart). Kauschulung habe geholfen. Besseres Essverhalten über den Tag (3 Mahlzeiten, eine Zwischenmahlzeit). Osteopathische Behandlung habe sehr geholfen. Nach 6 Wochen auch wieder glutenhaltige Nahrung, ohne dass eine Verschlechterung eintrat.

Insgesamt:

Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, mehr Wert auf das Essen gelegt, nachhaltiger einkaufen, deutlich mehr eigene Zubereitung der Speisen, kaum noch Fertigspeisen.

Am Anfang der Umstellung habe sie mehrfach abbrechen wollen, weil kein schneller Erfolg kam. Gewohnheiten umzustellen sei generell schwer. Sie sei jedoch überrascht, wie einfach es sei, Alternativen in der Ernährung zu finden, wenn man bestimmte Dinge nicht verträgt.

Insgesamt hat sich die Patientin in meiner Praxis vier Mal in einem Beobachtungszeitraum  von acht Wochen vorgestellt. Telefonisch haben wir mehrfach miteinander gesprochen.

Wichtig:

Auch bei gleichen Symptomen muss die Behandlung für jeden Menschen individuell erfolgen. Die hier beschriebenen Schritte eignen sich keineswegs zur Selbst-Therapie, d.h. Sie sollten stets einen Arzt aufsuchen, der sich Zeit für Sie nimmt und Sie ausführlich untersucht.

Beratung in unserer Praxis in Bonn

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Ihre Dr. Eva Henneken

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