Herzrhythmusstörungen: Alkohol meiden bei Vorhofflimmern?

Herzrhythmusstörungen
Vorhofflimmern ist die mit Abstand häufigste Herzrhythmusstörung, insbesondere mit zunehmenden Alter. Folgen können Arterienverschlüsse durch Thromben, also Blutgerinsel aus dem Herzen sein. Diese wiederum können zum Schlaganfall führen.

Bei Vorhofflimmern lieber wenig Alkohol oder gar keinen Alkohol?

Vorhofflimmern (Herzrhythmus mit ungeordneter Störung der Herzvorhöfe) als häufigste Herzrhythmusstörung kommt mit zu- nehmenden Alter vor. Ursachen sind hoher Blutdruck, Herz-
klappenfehler, Herzmuskelentzündung, Herzinsuffizienz, koronare
 Herzkrankheit, Schilddrüsenüberfunktion, genetische Störungen). Folgen: Schlaganfall, 
Verschluss von Darmarterien u.a. 

In der renommierten medizinischen Wissenschaftsblatt „New England Journal of Medicine“ (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31893513) hat erneut eine Wissenschaftsgruppe um Peter Kistler aus Melbourne in einer aktuellen randomisierten Studie 2020 nachgewiesen:

Alkohol fördert Vorhofflimmern, die häufigste Herzrhythmusstörung:
www.onlinejacc.org/content/64/3/281

Wie ist es aber, wenn Patienten mit Vorhofflimmern komplett auf Alkohol verzichten?
Die Studie hatte einige Rahmenbedingungen, die im Weiteren markiert sind.

Hilft der Verzicht auf Alkohol vorbehandelten Vorhofflimmern-Patienten?

Die eine Gruppe der Patienten (67%) hatte anfallsweise (paroxysmales) Vorhofflimmern, die andere Gruppe (33%) litt unter dauerhaftem (also persistierendem) Vorhofflimmern.

Bedingung vor Studienbeginn: alle Patienten mussten durch Eingriffe (entweder Medikamente oder einen elektrophysiologischen Eingriff am Herzen, Ablation genannt) wieder einen normalen physiologischen Herzrhythmus haben.

Endpunkt der Studie: Verbessert sich die Anzahl von erneuten Vorhofflimmer-Phasen? Gemeint sind hier Rückfälle (Rezidiven). Und – wie ist das Verhältnis der Dauer von Vorhofflimmerphasen zur Länge der Studienphase?

Die erste Untersuchungsgruppe (bestehend aus 70 Patienten) sollte 6 Monate auf Alkohol verzichten. Das gelang allerdings nur etwas mehr als 60% der Patienten. Rechnerisch bedeutet das, dass der Alkoholkonsum in der gesamten Gruppe um 87,5% gesenkt werden konnte.

Die zweite Gruppe, die Studien-Kontrollgruppe (ebenfalls 70 Patienten), hat deutlich mehr Alkohol konsumiert. Insgesamt wurde hier der Alkoholkonsum nur um19,5% reduziert, auf die gesamte Gruppe bezogen.

Im Ergebnis traten in der ersten Gruppe das Vorhofflimmern (also Rezidive) nur in 53% der Fälle wieder auf. In der zweiten Gruppe (Kontrollgruppe) in 73%, also deutlich häufiger. Darüber hinaus war auch die zeitliche Dauer des Vorhofflimmerns ohne Alkohol signifikant geringer, wenn es auftrat.

Wie Alkohol Vorhofflimmern triggert also fördert, ist allerdings nicht genau bekannt.

Störungen der Kalium- und Kalziumversorgung werden diskutiert, beides sehr wichtige Stoffe für die Elektrik des Herzens. In der alkoholfreien Gruppe scheint vor allem die Senkung des Blutdrucks ursächlich zu sein für ein besseres Ergebnis, denn Alkohol fördert hohen Blutdruck; und anhaltend hoher Blutdruck verursacht Vorhofflimmern.

Fazit:

Vorhofflimmern ist die mit Abstand häufigste Herzrhythmusstörung, insbesondere mit zunehmenden Alter. Folgen können Arterienverschlüsse durch Thromben, also Blutgerinsel aus dem Herzen sein. Diese wiederum können zum Schlaganfall führen.

Alkohol triggert also diese Herzrhythmusstörung. Alkoholabstinenz dagegen kann Vorhofflimmern signifikant verbessern! Positiver und zusätzlicher Effekt der Studie: die alkoholfreie Gruppe berichtete über signifikant weniger Begleitsymptome wie Schwindel, Müdigkeit und Leistungsabfall, die bei Vorhofflimmern typisch sind.

Soviel zur Studie.

Diagnose:

Wie stellt man in einem ersten Schritt überhaupt Vorhofflimmern fest?

Hier sind EKG, Langzeit – EKG (zum Beispiel über 24h), Eventrecorder fester Bestandteil der Diagnostik.

Wenn Sie Fragen zum Thema Vorhofflimmern haben:

gerne stehe ich Ihnen in einem Gespräch zur Verfügung. Unser Netzwerk umspannt dann auch eine mögliche weiterführende Spezialuntersuchung in einem Herzzentrum.

Literatur:

Alcohol Abstinence in Drinkers with Atrial Fibrillation, A. Voskoboinik et al., New Engl J Med 2020; 382:20-28, DOI: 10.1056/NEJMoa1817591
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31893513

Alcohol consymption and risk of atrial fibrillation: a prospective study and dose-response meta-analysis, JACC 2014; 64: 281-289. www.onlinejacc.org/content/64/3/281

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