Nach Aussagen des World Alzheimer-Demenz Reports leiden im Jahr 2015 über 46 Millionen Menschen an Demenz.
Die Prognose für 2050 lautet 131 Millionen Menschen. In Deutschland rechnet man mit einem Anstieg von aktuell 1,5 auf 3 Millionen Menschen im Jahr 2050. Primär also kein guter Ausblick in die Zukunft.
Doch neue Studien wiederlegen jetzt sehr gut diese allgemein noch verbreiteten Befürchtungen. Das Risiko des einzelnen ist in den letzten Dekaden eher gesunken, wie gute Studien belegen.
Demenz und Alzheimer Erkrankungen sinken im Vergleich zu 10-20 Jahren vorher um bis zu 25% altersjustiert, wie Fiona Matthews in Ihrer veröffentlichten Studie sehr gut belegt. Ähnliche Daten erhalten wir aktuell aus den USA von Claudia Satizabal im New England Journal of Medicine 2016: in der „Incidence of three decades“ Framingham Herz-Studie wird eine Abnahme pro Dekade um bis zu 20% beobachtet.
Die Gründe liegen auf der Hand und sind in vielen Medien noch nicht berücksichtigt.
Menschen mit höherer Bildung, höherem Einkommen bekommen deutlich weniger Alzheimer und Demenz. Sie sind meist geistig aktiver, bewegen sich mehr, achten mehr auf ihre Gesundheit. Wer keinen hohen Blutdruck, Diabetes, Depression und kein Übergewicht im mittleren Alter aufweist und nicht raucht, hat ebenfalls deutlich bessere Chancen die Krankheit zu verhindern oder zumindest deutlich zu verzögern. Eine gute medizinische präventive Versorgung mit rechtzeitiger Gabe von Medikamenten wie zum Beispiel gegen Diabetes, hohen Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Ein Grund, warum Demenz und Morbus Alzheimer weiter ein Thema bleiben werden, ist die weiter fortschreitende Lebenserwartung unserer Bevölkerung. Je älter wir werden, desto höher das Risiko von Erkrankungen.
David Jones sieht in seiner kritischen Bewertung (siehe unten Literatur) Morbus Alzheimer und Demenz ähnlich vergleichbar wie die seit langem bekannte koronare Herzerkrankung: als eine gesellschaftliche, medizinische Herausforderung.
Denn es sind derzeit besonders jugendliche Menschen, die sich weniger als früher bewegen, übergewichtiger sind, junk food essen. Zudem sei das das Einkommen in unseren Gesellschaften ist zunehmend mit eher niedrigem Bildungsstand gekoppelt mit wenig Gesundheitsbewusstsein. Frühe präventive aufklärende Schulprogramme sind genauso erforderlich wie unser eigener Wille etwas für unsere Gesundheit zu tun, um Krankheiten zu vermeiden oder zu verzögern. Denn wir wollen alle lieber sehr lange gesund leben und „fit sterben“, als blind, gehörlos, dement unsere letzten ein bis zwei Lebensjahrzehnte dahin fristen.
Literatur:
- David S.Jones et al.: “Is Dementia in Decline? Historical Trends and Future Trajectories” New England Journal of Medicine, 2016; 374:507-509 February 11, 2016 DOI: 10.1056/NEJMp1514434
- Fiona Matthews et al.: ”A two-decade comparison of prevalence of dementia in individuals aged 65 years and older from three geographical areas of England: results of the Cognitive Function and Ageing Study I and II, Lancet. 2013 Oct 26; 382(9902): 1405–1412. PMCID: PMC3906607
- Kenneth Langa: “Decline in Prevalence in Dementia in United States between 2000-2012”,
JAMA Intern Med., Published online November 21, 2016. doi:10.1001/jamainternmed.2016.6807 - Chen et al.: “Associations Between Alzheimer’s Disease and Blood Homocysteine, Vitamin B12, and Folate: A Case Control Study” Current Alzheimer Research; 2015; 12: 88-89