Die Stuhltransplantation: Was ist dran am neuen Hype?

Stuhltransplantation
Tatsächlich ist die Stuhltransplantation bei nicht mehr beherrschbaren Bakterieninfektionen des Darms (Clostridium Difficile) eine durchaus erfolgreiche Option geworden, um Patienten vor dem Tod zu retten. Aber das macht sie noch lange nicht zur Allzweck-Behandlungsmethode.

Stellvertretend für ihre Forscherkollegen beschreiben die anerkannten irischen Forscher Fergus Shanahan und Donald Sheehan, dass die Stuhltransplantation vor allem bei nicht beherrschbaren Clostridium difficile Infektionen geeignet ist.

Für alle anderen medizinischen Erkrankungen aufgrund des experimentellen Stadiums weiterhin immer noch ungeeignet. Sie fordern weitere ausführliche Forschungen, ebenso wie standardisierte Verfahren.

Fergus Shanahan und Donald Sheehan, beide Forscher des Departments of Medicine and Alimentary Pharmabiotic Centre des University College Cork, National University of Ireland, Bereich fäkale Biotherapie, bewerten im Online Journal der American Gastroenterology Association im Januar 2015 die derzeitigen Ergebnisse der Stuhltransplantation, die Übertragung von gereinigtem Spenderkot auf einen kranken menschlichen Empfänger, kritisch.

Besteht hier mehr ein Hype, als die Realität zulässt?

Die Realität: die Stuhltransplantation an sich ist nichts Neues. Bereits 1958 begannen erste Versuche. (Eiseman et al.). Tatsächlich ist die Stuhltransplantation (faecal mikrobiotica transplantation = FMT) bei nicht mehr beherrschbaren Clostridium difficile Bakterien Infektionen eine durchaus erfolgreiche Option geworden, um Patienten vor dem Tod zu retten, wie beide Autoren bestätigen.

Aber können wir jetzt schon diese Form der Behandlung auf alle anderen möglichen Darmerkrankungen wie zum Beispiel Reizdarm übertragen? Nein!

Die Minimalforderung muss lauten: es werden nicht nur an sehr viel mehr Patienten als bisher standardisierte Spender/Empfängerkriterien benötigt bei den schweren bakteriellen Clostridieninfektionen. Auch bessere Techniken der Spenderstuhlreinigung, verbesserte standardisierte Voruntersuchungen der Spender sowie der Stuhlübertagungen.

Abgesehen davon, dass die Folgen einer fremden Stuhlübertragung in mehrfachen Großstudien noch nicht klären konnte: wenn wir meinen Gutes zu tun, fangen wir uns Böses ein (Immunologie und Genetik eines Spenderkotes)? Erfahren wir das leider erst Jahre später…?

Für beide erfahrene Autoren bleibt das Resumee: Die fäkale Stuhltransplantation ist weiterhin ein experimentelles Verfahren, welches derzeit nur in besonderen Fällen bei Clostridium Difficile Anwendung findet. Zitat:

„Fecal mikrobiotica transplantation is the ultimate microbioloical experiment.“

So zitieren sie abschließend Shakespeare: „Diseases desperate grown by desperate appliance are relieved, or not at all (Hamlet IV)“.

Literatur:

  • Eiseman B, Silen W, Bascom GS, Kauvar AJ (1958) Fecal enema as an adjunct in the treatment of pseudomembranous enterocolitis. Surgery 44: 854–859
  • Fecal Biotherapy for IBD — A Perspective on the Promise and Problems AGA perspectives online, Shehan et Shanahan, Jan.15, 2015

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