Verdacht auf Schilddrüsen-Unterfunktion: Referenzwerte mit Vorsicht zu genießen

Schilddrüse
Es ist keinesfalls ausreichend, bei Patienten mit gestörter Schilddrüsenfunktion den Laborwert TSH zu bestimmen und anschließend nach Referenzwert zu behandeln. Denn ohne weitere klinische Informationen drohen hier Unter- oder Übertherapien.

Denn ohne weitere klinische Informationen drohen hier Unter- oder Übertherapien.

Zur Diagnostik von Schilddrüsen-Funktionsstörungen ist die Bestimmung des TSH (Thyreoidea Stimulating Hormone) sehr gut geeignet. Liegt der Wert im guten Mittelbereich der allgemein angegebenen Norm (0,4-3 mU/ml -Erwachsene), also zum Beispiel bei 1,0-2,0 mU/ml, dann ist die Schilddrüsenfunktion meist gesund.

Mögliche Unterfunktion der Schilddrüse richtig beurteilen. TSH Erhöhung (also mögliche Unterfunktion) ohne tatsächlich vorliegende Unterfunktion:

  • Das Alter: mit dem Lebensalter steigen die TSH Werte nach und nach an. Vermeintlich hohe Laborwerte bei über 60jährigen (TSH 3-4 mU/ml) müssen nicht gleich behandelt werden. Hier sind die Werte der letzten 10-15 Jahre hilfreich für eine weitere Bewertung. Allerdings müssen die Autoantikörper (s. Morbus Hashimoto) mitbestimmt werden: 25% aller 60 jährigen Frauen weisen positive Autoantikörper (Immunerkrankung der Schilddrüse) auf.
  • Tagesschwankungen des TSH-Wertes: am Morgen ist der TSH Wert am höchsten. Blutabnahme also immer nur morgens, nie nachmittags.
  • TSH steigt häufig nach Absetzen einer medikamentösen Therapie mit Schilddrüsen-Hormon passager. Die Schilddrüse muss sich wieder anpassen und eine Kontrolluntersuchung darf frühestens nach 3 Monaten stattfinden.
  • TSH steigt häufig nach schwerer Krankheit: Erholungsphase beachten. Erst nach 2-3 Monaten wieder Kontrolle des TSH Spiegels zum Beispiel.
  • Bei Kinderwunsch: TSH Werte über 2,5 sollten nicht vorliegen, um Fehlgeburten, Entwicklungsstörungen u.a. in der Schwangerschaft nicht zu fördern.
  • Adipositas, eingeschränkte Nierenfunktion, unbehandelte Nebenniereninsuffizienz, TSH produzierende Hirn-Hypophysen-Tumore können zu TSH Erhöhungen führen und müssen vorher abgeklärt und behandelt werden!
  • Eine Hormon-Ersatztherapie in den Wechseljahren (Peri-, Menopause) kann die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. Die Hormonrezeptoren der Schilddrüse werden hierdurch inaktiver. Eine Schilddrüsenunterfunktion sollte vor einer Hormonersatztherapie abgeklärt werden.
  • Probleme der Laboranalyse (unterschiedliche Labormaschinen- Labor-Assays) können falsch erhöhte TSH Werte herbeiführen: nie einen neuen unklaren Wert glauben, besser nachkontrollieren.

Unser Schilddrüsen Check-up:

  • Arztbesprechung und Untersuchung
  • Ultraschalluntersuchung mit besonders hoch auflösendem Ultraschallgerät
  • Laboruntersuchung Schilddrüse mit Autoantikörpern + Entzündungsmarker im Körper
  • Abschlussbesprechung nach Laborergebnis (mit Ablaufplanung, Recall bei positivem Befund)
  • Weitere Infos im Artikel: „Der Schilddrüsen-Check-up“


Was passiert bei Werten der Schilddrüse, die in Richtung Überfunktion gehen können? Das erfahren Sie in diesem Artikel:

Verdacht auf Überfunktion der Schilddrüse

Literatur:

  • Der Referenzbereich des Schilddrüsenwertes TSH – Was ist normal? J Bojunga, Klinikarzt 2016; 45(02): 66-73. DOI: 10.1055/s-0042
  • Die Schilddrüse: Wechselwirkungen mit Pille und Hormonen, Dtsch Arztebl. 2001; 98(24): A-1633 / B-1388 / C-1239
  • Milde Formen der Schilddrüsenfehlfunktion: Ursachen, Diagnostik, Vorgehen: Brabant et al., Dtsch Arztebl 2006; 103(31-32): A-2110 / B-1818 / C-1759

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Ihre Dr. Eva Henneken

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