Glutenfrei, ohne Laktose, Histaminarm usw. – Verzichtsdiäten sind eine Trenderscheinung unserer Gesellschaft. Wer häufiger nach dem Essen ein Unwohlsein verspürt, unter Durchfall oder Verstopfung leidet, oder über unangenehme Blähungen klagt, kommt heutzutage leicht in Versuchung, radikale Nahrungsumstellungen ohne ärztliche Begleitung zu vollziehen.
Täglich verkünden prominente Vorbilder ihre neuesten Ernährungsparolen in den sozialen Medien. Und dann berichten auch noch gute Freunde, wie fit, beschwerdefrei sie doch geworden sind, seit sie … aus ihrem Speiseplan gestrichen haben. Also beim nächsten Einkauf den Selbstversuch starten und einfach direkt zugreifen, wenn die zahlreichen Spezialprodukte ‘frei von’ in den Supermarktregalen locken?
Nein, denn vielleicht liegen die Beschwerden an ganz anderen Dingen. Zudem können solche selbst veranlassten Selbstversuche Mangelerscheinungen hervorrufen.
Risiken und Nebenwirkungen von Selbstdiagnosen
Bei Verdauungsbeschwerden gehen viele Menschen von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -allergie aus, z.B.:
- Gluten / Weizenunverträglichkeit
- Laktoseintoleranz
- Fruktoseintoleranz
- Histaminintoleranz
- Probleme mit Lebensmitteln wie u.a. Tomaten, Sellerie, Nüsse, Samen, Fische, Schalentiere oder Äpfel
Es können also ganz unterschiedliche Auslöser für die oben genannten gleichartigen Krankheitssymptome verantwortlich sein (teilweise verknüpft mit weiteren, weitreichenden Mechanismen im Organismus). Deshalb sind umfangreiche ärztliche Erfahrungen, Geduld und professioneller Detektivsinn gefragt, sobald es darum geht, eine Diagnose zu stellen und persönliche Gesundheits- und Ernährungsstrategien zu entwickeln.
Gut gemeinte, radikale Verzichtsentscheidungen auf eigene Faust können dem Wohlbefinden oft eher schaden als nützen.
Zum Beispiel dann, wenn eine einseitige Nahrungsaufnahme zu einer Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen führt. Und erst recht, wenn nicht abgeklärt wird, ob eine schwerwiegendere Darmerkrankung vorliegt (z.B. Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn, oder auch ein Tumor in Dünndarm oder Dickdarm)!
Ganzheitliche, systematische Ursachensuche – Schritt für Schritt
Zu meiner Praxisphilosophie gehört es, die Patientinnen und Patienten umfassend in den Blickwinkel zu nehmen. Entsprechend beginnt das Diagnoseverfahren mit einem profunden, vertraulichen Gespräch, in dem ich Ihnen auf der Basis meiner fachärztlichen Kenntnisse und langjährigen Erfahrungen exakte Fragen stelle (u.a. zur persönlichen Lebensweise, zum Essverhalten und zur Familiengeschichte). Durch dieses fast schon detektivisch vorgehende Verfahren gelingt es meist, den Verdachtsbereich einzugrenzen und die notwendigen und sinnvollen weiteren Maßnahmen zur Abklärung der möglichen Lebensmittelunverträglichkeiten oder -allergien festzulegen. Dies können zum Beispiel sein:- Körperliche Untersuchungen
- Führung eines Ernährungstagebuches
- Ermittlung bestimmter Blutwerte
- Prüfung von Stuhlproben
Individuelle Ernährungsberatung
bei Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten
Wenn ein eindeutiges Ergebnis aufgrund der Analyse vorliegt, kann eine Verzichtsdiät die Folge sein. Am Beispiel des Weizens lässt sich anschaulich darstellen, dass es diesbezüglich jedoch große Unterschiede, durchaus mit Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten geben kann:
- Glutenunverträglichkeit (immunologisch)= Zöliakie: Entzündung und Zerstörung der wichtigen Darmzotten – erfordert den dauerhaften und strikten Verzicht selbst auf kleinste Mengen von Gluten (Weizen, Dinkel u.a.)
- Weizenallergie I: Reaktion des Körpers auf bestimmte Eiweißbestandteile > Verzicht auf Weizen
- Weizenallergie II: (IGE-RAST Test pos. bei Weizenpollenallergie): hier ist eine weniger ausgeprägte Vermeidungsstrategie, je nach individueller Ausprägung, möglich
- Weizensensitivität (häufig verwechselt mit Glutensensitivität): vermutliche Ursache sind ATI’s (Amylase-Tripsin-Inhibitoren): weniger strenge Vermeidungsstrategie, individuelle Ausprägung