Darmkrebs: erhöhtes Risiko durch Schilddrüsenerkrankungen?

Ultraschall Untersuchung
Eine groß angelegte Studie zeigt, dass Schilddrüsenhormone eine entgegengesetzte Wirkung auf die Krebsentstehung haben können. Die Hormone können Zellwachstum regulierend bremsen, wenn sie richtig eingesetzt werden.

In ihrer in 2015 veröffentlichten Fall-Kontroll-Studie kommen Ben Boursi und seine Arbeitsgruppe von der University of Pennsylvania, USA zu dem Ergebnis, dass bei Patienten mit Schilddrüsenfunktions-störungen ein verstärktes Screening auf Dickdarmkarzinome Sinn macht.

Vergleich von Patienten mit und ohne Schilddrüsenunterfunktion weist Zusammenhang mit Darmkrebs auf.

In der Studie wurden 20.990 Patienten mit Dickdarmkrebs jeweils vier (82.054) Kontrollpatienten aus der THIN (The Health Improvement Network Database) Datenbank gegenübergestellt, um die Häufigkeit der Patienten mit einer Schilddrüsenfunktionsstörungen zu vergleichen.

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass das Darmkrebs-Risiko bei unbehandelter Schilddrüsenunterfunktion mit einem Wert >4.0 stieg (odds ratio 1,16). Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion mit einem Wert <0,4 hatte ebenfalls ein Risiko (odds ratio 1,21). Wurde dann die Schilddrüsenunterfunktion mit Hormonen wie Thyroxin behandelt, sank das Dickdarmrisiko (odds ratio 0,92). Je länger die Hormontherapie mit Thyroxin andauerte, desto höher lag der Dickdarmkrebsschutz (>5 Jahre: 0,88, >10 Jahre: 0,68 odds ratio).

Hormonbehandlung senkt das Dickdarmrisiko

Würden also Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion rechtzeitig mit Hormonen behandelt, bestehe ein geringeres Risiko für Dickdarmkrebs, so die Autoren rund um Ben Boursi. Die Autoren interpretieren diese Erkenntnis damit, dass Schilddrüsenhormone eine entgegengesetzte Wirkung auf die Krebsentstehung haben. Hormone haben die Eigenschaft Zellwachstum, also auch Krebs, zu fördern. Sie können aber auch regulierend bremsen, wenn sie richtig eingesetzt werden.

Schilddrüsenhormone interagieren mit dem Östrogen Signalweg: dieser führt, wie Studien bewiesen haben, zu einem reduzierten Dickdarmkarzinomrisiko. Bei einer Schilddrüsenfunktionsstörung (Über-, oder Unterfunktion) kommt es wahrscheinlich zu einer Fehlsteuerung, die das Zellwachstum beeinflusst. Eine längere Schilddrüsenhormonbehandlung bei einer vorhandenen Funktionsstörung gleicht die Fehlsteuerung dann aus. Dadurch kann die Krebsentstehung vermieden werden.

Fazit:

Empfohlenes Dickdarmscreening bei Schilddrüsenfunktionsstörungen

Die Ergebnisse der Studie der Arbeitsgruppe von Ben Boursis weisen darauf hin, dass bei Patienten mit einer Schilddrüsenfunktionsstörung ein verstärktes Dickdarmscreening zur Vorsorge des Dickdarmkrebses empfehlenswert ist. Weitere randomisierte Studien werden empfohlen, um diesen Aspekt noch stärker zu untermauern.

Literatur:

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Ihre Dr. Eva Henneken

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