Vorsicht bei Verdacht auf Schilddrüsen-Überfunktion

Schilddrüse
Es ist keinesfalls ausreichend, bei Patienten mit gestörter Schilddrüsenfunktion den Laborwert TSH zu bestimmen und anschließend nach Referenzwert zu behandeln. Denn ohne weitere klinische Informationen drohen hier Unter- oder Übertherapien.

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsen-Überfunktion ist es keinesfalls ausreichend, den Laborwert des TSH Hormons zu bestimmen und anschließend nach Referenzwert zu behandeln. Denn ohne weitere klinische Informationen drohen hier Unter- oder Übertherapien.

Zur Diagnostik von Schilddrüsenfunktionsstörungen ist die Bestimmung des TSH (Thyreoidea Stimulating Hormone) sehr gut geeignet. Liegt der Wert im guten Mittelbereich der allgemein angegebenen Norm (0,4-3 mU/ml -Erwachsene), also zum Beispiel 1,0-2,0 mU/ml, dann ist die Schilddrüsenfunktion meist gesund.

Mögliche Überfunktion der Schilddrüse richtig beurteilen:

  • Das Alter des Patienten: ab 55-60 Jahre sinkt die Aktivität der Schilddrüse. Tendenziell erhöht sich dadurch der Schilddrüsenwert TSH. Das lässt häufig die Frage aufkommen, ob eine Unterstützung mit Schilddrüsenhormon in Tablettenform erfolgen soll. Häufig führt eine medikamentöse Schilddrüsengabe in diesen Jahren zu einer verdeckten Überfunktion. Schilddrüsenwerte von weniger als 1,0 mU/ml sollten vermieden werden. Das Herzkreislaufrisiko verdreifacht sich hierdurch sogar. Insbesondere Herzrhythmusstörungen nehmen zu.
  • Herzkreislauferkrankungen / Herzrhythmusstörungen: bei TSH Werten < 0,5 mU/ml müssen eine Sonographie der Schilddrüse, weitere Werte wie FT3, FT4, eine Schilddrüsen-Szintigraphie, die Autoantikörper der Schilddrüse bestimmt werden.
  • Osteoporose: Die Osteoporose-Gefahr steigt deutlich über 50 Jahre bei medikamentöser Schilddrüsentherapie. Besonders wenn die Schilddrüse mit hohen Dosen Schilddrüsenhormon gegen eine Unterfunktion behandelt wird. Zu hohe Gaben des Schilddrüsenhormons fördern die Aktivität der Osteoklasten (Abbauzellen der Knochen), was Knochenbrüche begünstigt.
  • Medikamente können die Schilddrüse beeinträchtigen. Vor allem Frauen in den Wechseljahren müssen vorher beraten werden. Erst dann kann eine sinnvolle Schilddrüsen-Therapie erfolgen. Östrogengaben fördern eine Überfunktion der Schilddrüse. Medikamente wie Amiodaron, Sulpirid, Metoclopramid, können zu Überfunktionen der Schilddrüse führen! Jod und jodhaltige Kontrastmittel können eine verdeckte Überfunktion der Schilddrüse verursachen.
  • Schwangerschaft: in der Schwangerschaft kann vorübergehend eine milde Überfunktion der Schilddrüse auftreten. Eine entzündliche Erkrankung der Schilddrüse „Morbus Basedow“ muss dabei ausgeschlossen werden.
  • Entzündliche Erkrankungen der Schilddrüse Hashimoto oder M. Basedow treten ab 60 Jahren häufig auf (bis zu 25%!). Sie können zu ernsthaften Veränderungen führen und müssen behandelt werden. (Medikamente, Radiojodtherapie, in seltenen Fällen OP).
  • Ein hormonbildender Tumor der Hirnanhangsdrüse sowie der seltene Schilddrüsenkrebs (mehr Frauen als Männer, Altersgipfel 30-55 Jahre)

Unser Schilddrüsen-Checkup:

  • Arztbesprechung und Untersuchung
  • Ultraschalluntersuchung mit besonders hoch auflösendem Ultraschallgerät
  • Laboruntersuchung Schilddrüse mit Autoantikörpern + Entzündungsmarker im Körper
  • Abschlussbesprechung nach Laborergebnis (mit Ablaufplanung, Recall bei positivem Befund)
  • Weitere Infos im Artikel: „Der Schilddrüsen-Check-up“

Literatur:

  • Der Referenzbereich des Schilddrüsenwertes TSH – Was ist normal? J Bojunga, Klinikarzt 2016; 45(02): 66-73. DOI: 10.1055/s-0042
  • Die Schilddrüse: Wechselwirkungen mit Pille und Hormonen, Dtsch Arztebl. 2001; 98(24): A-1633 / B-1388 / C-1239
  • Milde Formen der Schilddrüsenfehlfunktion: Ursachen, Diagnostik, Vorgehen: Brabant et al., Dtsch Arztebl 2006; 103(31-32): A-2110 / B-1818 / C-1759

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Ihre Dr. Eva Henneken

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